Joachim Ludwig Heydert

Aus Potsdam-Chronik
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Joachim Ludwig Heydert (* 8. August 1716 in Klein Glienicke; † 3. Januar 1794 in Potsdam) war ein deutscher Gärtnermeister und Hofgärtner sowie Grotteur in Potsdam.

Dreimal verheiratet. In erster Ehe hatte er eine Tochter, die aber jung verstarb. Die zweite Ehe, mit einer 40jährigen Nichte war nur von kurzer Dauer und blieb kinderlos. Mit seiner dritten Frau, Marie Dorothee, geb. Dames, hatte er zwei Söhne, Martin Ludwig Heydert (* 12. Dezember 1788 in Potsdam; † 4. Oktober 1862 in Potsdam) und Joachim Friedrich Heydert.


Geboren wurde Joachim Ludwig Heydert in Klein Glienicke, wo sein Vater - Martin Ludwig Heydert - als Hofgärtner im Dienst von Kurfürst Friedrich Wilhelm sowie von König Friedrich I. in Preußen tätig war. Er war das zweite Kind aus der zweiten Ehe seines Vaters und das neunte von insgesamt zehn Kindern aus beiden Ehen. Nach dem Tod des Vaters und im Alter von zwölf Jahren zog er mit seiner Mutter nach Spandau, wo er die Lateinschule besuchte. Von 1733 bis 1736 lernte Heydert in Charlottenburg bei dem Hofgärtner Joachim Arndt Salzmann und ging dann auf Wanderschaft durch Deutschland, Dänemark und Holland, um sich bei verschiedenen Arbeitgebern in seinem Beruf zu vervollkommnen.

Von Mai 1736 bis Februar 1738 arbeitete er in Sachsen, in der Hofgärtnerei von Schloss Pretzsch an der Elbe. Nach dem Tod der Gattin des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen, Christiane Eberhardine, am 5. September 1727 war Schloss Pretzsch bis 1783 unbewohnt. Vermutlich betätigte sich die dortige Hofgärtnerei als Dienstleister für andere Schlösser des Kurfürsten. Neben seiner täglichen Arbeit fand Heydert deshalb noch Zeit, sich gärtnerischer Studien zu widmen. Diese Zeit ist grundlegend geworden für seine erweiterten Kenntnisse ausländischer Gewächse, die in der Orangerie gezogen wurden. Er las fleißig fachwissenschaftliche Bücher und Reisebeschreibungen, die ihm der Schloßkaplan, ein begeisterter Gartenfreund zur Verfügung stellte. (1) Im Februar 1738 verließ Heydert Pretzsch.

Die weiteren Stationen seiner Wanderschaft waren Lübeck und Kiel. Von Eckernförde setzte er nach Dänemark über und trat eine Stelle bei dem Königlichen Hofgärtner Bruhn (Bröhn) von Schloss Amalienborg in Kopenhagen an. Hier lernte er die französische und die holländische Gartenkunst kennen. Zum Zeitpunkt des Aufenthalts von Heydert in Kopenhagen, zwischen 1738 und 1739, gab es kein Schloss Amalienborg. Das erste Schloss war am 19. April 1689 bei einem verheerenden Theaterbrand vollständig zerstört worden. Erst einige Jahre nach dem Tod von König Christian VI. wurde ab 1749 mit einer Neubebauung des freien Areals begonnen und in mehreren Etappen das heute bekannte Schloss Amalienborg errichtet. Der Schlossgarten bestand aber. Dieser war auf französische und zum Teil auf holländische Art angelegt. Alle Bäume waren in Kegelform geschnitten. Die Orangeriegewächse blieben im Winter und im Sommer in den Häusern, welche nur abgedeckt wurden. Die dänischen Gärtner legten weniger Wert auf exotische Gewächse, sondern mehr auf von ihnen selbst gezogene Pflanzen. Diese wurden besonders bezahlt. Joachim Ludwig Heydert war auch für Jean Henri Huguetan tätig, seit 1717 Lehnsgraf von Gyldensteen, für den er einen Garten mit vier Parterren entwarf. Der Bankier und Wiedererrichter der Dänischen Ostindien-Kompanie hatte vermutlich auch gute Kontakte zu der Amsterdamer Kaufmannsfamilie de Pinto. Was sich auch auf die Entscheidung Heyderts mit ausgewirkt haben mag, von Kopenhagen nach Amsterdam zu gehen.

Im März 1739 reiste Joachim Ludwig Heydert nach Amsterdam und wurde auf dem Besitz der Amsterdamer Kaufmannsfamilie de Pinto - dem Lustschloss Tulpenburg - angestellt. Dort war bereits ein aus der ersten Ehe seines Vaters stammender, 25 Jahre ältererer und vor Joachim Ludwig Heyderts Geburt ausgewanderter Halbbruder (2) als Gärtner tätig. Er begann seine Tätigkeit als fünfter Geselle und entwickelte sich mit Unterstützung der de Pintos in Tulpenburg zum Zeichner und zum Grotteur. Ab 1752 war Heydert mit einer in den Niederlanden erzogenen dänischen Vollwaise verheiratet. 1778 ist sie in Potsdam verstorben

Im August 1755 machte Joachim Ludwig Heydert auf Schloss Tulpenburg die Bekanntschaft des preußischen Königs Friedrich II., der sich die Gartenanlagen der de Pintos ansehen wollte und im Gespräch den Gärtnermeister und nunmehrigen Meister der Grottierungskunst bewog, nach Potsdam zurück zu kehren. Bevor Heydert abreiste, fertigte er im Auftrag des Königs Aufzeichnungen zu Gärten in der Umgebung Amsterdams an. Diese Aufzeichnungen sowie die Zeichnungen und Pläne zu seinen eigenen Arbeiten nahm er vermutlich nach Potsdam mit. So wie der gesamte private Nachlass von Heydert verschollen ist, so sind es auch diese Unterlagen.

Der König wollte vor allem die Kunstfertigkeit Heyderts in der Grottierungskunst nutzen und beauftragte ihn mit verschiedenen Arbeiten im Park von Sanssouci. Eine der von Heydert ausgeführten Arbeiten war die Anlage des so genannten "holländischen Gartens" vor der Bildergalerie. Hier grottierte er die obere Marmorterrasse mit Mascarons, Blumenfestons, Kristallen, Muscheln und Korallen, nach einem von Jean Laurent Legeay erarbeiteten Entwurf. Heydert arbeitete auch am Grottensaal im Neuen Palais.


Literatur

  • Heinrich Ludwig Heydert: Die Bilder-Gallerie von Sanssouci. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams. - 1 (1862-64) XXII. S. 1-22
  • Friedrich Backschat: Joachim Ludwig Heydert, ein Hofgärtnerleben unter Friedrich dem Großen. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams. - N.F. 7,4 (1937). - S. 290-321
  • Volker Punzel: Joachim Ludwig Heydert - Ein Hofgärtner mit Spuren in Potsdam und in den Niederlanden, Potsdam 2001 (Typographisches Manuskript mit 200 Seiten Umfang und Vortragspräsentation)


Pressebeiträge

  • Grabdenkmal von Joachim Ludwig Heydert (Foto). In: Potsdamer Tageszeitung vom 3. Oktober 1931
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große als Musikus des Königs von Polen (I). In: Potsdamer Tageszeitung vom 14. Mai 1934
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große als Musikus des Königs von Polen (II). In: Potsdamer Tageszeitung vom 15. Mai 1934
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (I). In: Potsdamer Tageszeitung vom 1. Juni 1935
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (II). In: Potsdamer Tageszeitung vom 3. Juni 1935
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (III). In: Potsdamer Tageszeitung vom 4. Juni 1935
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (IV). In: Potsdamer Tageszeitung vom 5. Juni 1935
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (V). In: Potsdamer Tageszeitung vom 6. Juni 1935
  • Friedrich Backschat: Friedrich der Große und sein Potsdamer Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert. Nach Heyderts eigenhändigen Aufzeichnungen (VI). In: Potsdamer Tageszeitung vom 7. Juni 1935
  • Hermann Kügler: Die "Eisernen Ritter" von Berlin. In: Deutsche Allgemeine Zeitung vom 11. November 1936
  • Potsdamer Gartengestalter starb vor 150 Jahren. Friedrichs des Großen Hofgärtner J. L. Heydert. In: Potsdamer Tageszeitung vom 3. Januar 1944
  • Ursula Roth: Haus der hundert Schilder. In: BZ am Abend vom 16. Februar 1971
  • Ilse Löwa: Eine Idylle wie im Goldenen Gäßchen Prags. Das Thiemann-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße. Portal vom Sanssouci-Haupteingang an der Hausmauer. In: Brandenburgische Neueste Nachrichten vom 26. September 1977
  • Karin Markert: Thiemann-Haus soll Museum sein. So der Wunsch seiner ehemaligen Besitzerin. In: Märkische Allgemeine vom 20. Oktober 1990
  • Karin Markert: Testament ist nicht erfüllt. Restaurierung wäre nötig. In: Märkische Allgemeine vom 2. November 1990
  • Gert Streidt: Mittel reichten nicht für Sanierung. In: Märkische Allgemeine vom 1. Dezember 1990
  • Volker Punzel: Testament der Gertrud Thiemann wurde bis heute nicht entsprochen. 1981 erbte Sanssouci das Grundstück und die Sammlung Sigismund Thiemann. In: Neueste Nachrichten vom 2. Januar 1992
  • Volker Punzel: Der letzte Willen eines Toten ist zu erfüllen!. In: Neueste Nachrichten vom 2. Januar 1992
  • Volker Punzel: Das Gärtnerhaus am Nauener Tor. Zweihundert Jahre gehörte es nur zwei Familien/1981 wurde Sanssouci Eigentümer. In: Neueste Nachrichten vom 2. Januar 1992
  • Volker Punzel: Hofgärtnermuseum am Nauener Tor. In: Neueste Nachrichten vom 2. Januar 1992
  • Volker Punzel: Das Schicksal des Erbes der Familie Thiemann: Hausmeister Gertrud Thiemanns will klare Antworten von Sanssouci. Haus am Nauener Tor sah kein Geld aus dem Nachlaß/Hotel erhielt Schlafzimmer. In: Neueste Nachrichten vom 16. Januar 1992
  • Volker Punzel: Frau Susemihls Schule war in der Spandauer Straße 36. Drei Jahre drückte unser Leser W. Stintzing hier die Schulbank. In: Neueste Nachrichten vom 16. Januar 1992
  • Volker Punzel: Sanssouci leitet Untersuchung ein. Giersberg will Vorgänge um Thiemann-Erbe klären. In: Neueste Nachrichten vom 17. Januar 1992
  • Volker Punzel: Architektenerbe macht Sanssouci zu schaffen. Dr. Giersberg legt Bericht zu testament der Thiemanns vor. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 24. März 1992
  • Hans-Joachim Giersberg: Nicht alle Gegenstände waren wertvoll. Magistrat billligte Verkauf der Antiquitäten. Untersuchungsbericht von Sanssouci zum Umgang mit dem Thiemannerbe. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 24. März 1992
  • Volker Punzel: Kaum Unterricht gehabt. Susemihlsche Privatschule trotzdem mit Erfolg besucht. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 23. April 1992
  • Volker Punzel: Erbe der Thiemanns ist dem Verfall preisgegeben. Studenten untersuchten historisches Haus in der Ebert-Straße. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 22. Juni 1993
  • Polizei sucht noch immer den "Betenden Knaben". Skulptur aus Garten des Thiemann-Hauses gestohlen. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 12. März 1994
  • Volker Punzel: "Betender Knabe" lag in Erdmulde bei Bornstedt. Gestohlene Skulptur zurück an Schlösser-Stiftung. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 19. April 1994
  • Volker Punzel: Finder des Knaben darf frei in alle Schlösser. Sanssouci dankte für Rückkehr gestohlener Skulptur. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 21. April 1994
  • Wertvolles Relief aus Thiemann-Haus gestohlen. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 7. Mai 1994
  • Volker Punzel: Potsdamerin entdeckte gestohlenes Marienrelief. 15jähriger Schüler verkaufte Relief für 40 Mark. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 13. Mai 1994
  • Volker Punzel: Dieb verhökerte wertvolles Relief für nur 40 Mark. 15jähriger mit Kunsthändlerhilfe gefaßt. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 13. Mai 1994
  • Nils Gajowiy: Das Thiemann-Haus: Ein Kleinod miten in der City. In: Der Potsdamer vom 25. Januar 1995
  • Karin Markert: Neues Dach fürs Thiemann-Haus. sanierung für einstige Hofgärtnervilla/Wohnungen modernisiert. In: Märkische Allgemeine vom 30. Dezember 1995
  • Heike Kowitz: Thiemann-Haus bleibt unzugänglich. Kunstsammlung verfällt. Vorwürfe gegen Stiftung. In: Potsdamer Morgenpost vom 16. Februar 1996
  • Hella Dittfeld: Das Hochhaus der Stadtverwaltung steht auf Hofgartengrund. Neues rund um das Thiemann-Haus/Abwasserhebeanlage dringend nötig. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 24. Juli 1996
  • Sascha Adamek: Kunstgegenstände aus Sammlung spurlos verschwunden. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gibt Versäumnisse beim Umgang mit dem Erbe der Potsdamer Familie Thiemann zu. In: Der Tagesspiegel vom 2. Juni 1999
  • Sascha Adamek: Schatten über Sanssouci: Wurde Thiemann-Erbe verkauft?. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gibt Versäumnisse beim Umgang mit dem Erbe der Potsdamer Familie Thiemann zu. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 2. Juni 1999
  • Gert Streidt: Gedenktafel informiert über Geschichte des Thiemann-Hauses. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom .... Juni 1999
  • Renate Wullstein: Bloß keine Fragen nach dem verschwundenen Erbe. Wenn es um den Verbleib der Kunstsammlung Thiemann geht, mauert die Potsdamer Schlösserstiftung. In: Märkische Allgemeine vom 14. Juli 1999
  • Dieter Weirauch: Thiemann-Erbe sorgt für Unruhe. Schlösser-Stiftungschef Giersberg: Verkauf war aus heutiger Sicht ein Fehler. In: Berliner Morgenpost vom 16. Juli 1999
  • Hans-Joachim Giersberg: Zu "Bloß keine Fragen nach dem verschwundenen Erbe", 14.7., S. 9: Testament hat Verkauf nicht ausgeschlossen. In: Märkische Allgemeine vom 23. Juli 1999


Einzelnachweise

(1) Potsdamer Gartengestalter starb vor 150 Jahren. Friedrichs des Großen Hofgärtner J. L. Heydert. In: Potsdamer Tageszeitung vom 3. Januar 1944

(2) Welcher von den drei nachfolgend aufgeführten Halbbrüdern es gewesen sein kann, muss noch geklärt werden. In Frage kommen: Carolus Christian Heydert; Johann Friedrich Heydert; Martinus Heinrich Heydert.