Geologie

Aus Potsdam-Chronik
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Proterozoikum bis Paläogen

Datei:Pangaea.JPG
Die Festlandsmassen von Pangaea im Unterperm.

Das Gebiet des heutigen Potsdam und seiner Umgebung befand sich im Proterozoikum auf einem Superkontinent, den die Wissenschaftler als Rodinia bezeichnen. Vor etwa 1,1 Milliarden Jahren soll er entstanden und vor 800 Milllionen Jahren zerbrochen sein. Seine Teilstücke drifteten auf dem Urozean und bildeten neue Landmassen. So entstand Pangaea, der letzte Superkontinent der Erdgeschichte. Vor etwa 300 bis 150 Millionen Jahren (Karbon bis Jura) soll er existiert haben. In einem Abschnitt der Erdgeschichte, in dem am Ende des Perm zunächst alles Leben auf der Erde ausstarb, sich später aber die Dinosaurier entwickelten. Vor 150 Millionen Jahren zerbrach Pangaea in seine früheren Hauptbestandteile, die Großkontinente Laurasia und Gondwana, die wiederum vor 135 Millionen Jahren - in der Kreidezeit - in die Kontinente zerfielen, die das heutige Bild der Erde prägen. Die die Kontinente umgebenden Ozeane sowie Gebirge, wie die Alpen, das Apennin, die Karpaten, das Balkangebirge und die Pyrenäen in Europa, das Himalayagebirge in Asien, das Atlasgebirge in Nordafrika oder die Rocky Mountains in Nordamerika und die Anden in Südamerika, sind ein Resultat der damaligen Erdbewegungen.

In dieser Phase der Erdgeschichte entstanden die heute als Bodenschätze bekannten Gesteine und verschiedene Vorkommen an Steinkohle und Braunkohle. Es war die Zeit der Dinosaurier, deren Spuren auch in Mitteleuropa entdeckt wurden. In der Unterkreide waren Bärlapppflanzen, Farne, Baumfarne, Ginkos und Nadelbäume die vorherrschenden Pflanzen. In der Oberkreide konkurrierten bereits viele Laubbäume wie Ahorn, Eiche oder Walnuss mit Nadelbäumen. Gräser breiteten sich auf dem Festland aus. Am Ende der Kreidezeit stand ein gewaltiger Meteoriteneinschlag, der ein erneutes Aussterben aller Lebewesen zur Folge hatte. Die großen Saurier und viele andere Tierarten verschwanden.


Auf die Kreidezeit folgte das Paläogen (früher Bestandteil des Tertiärs), das vor 66 Millionen Jahren begann und vor über 23 Millionen Jahre endete. Im norddeutschen Raum, dem Potsdam zugeordnet wird, kam es während dieser Zeit wiederholt zum Wechsel zwischen dem Vordringen des Meeres und dessen Rückzug. Bei Bohrungen gefundene Bodenablagerungen verweisen darauf. Im Paläozän, dem ältesten Paläogen, waren weite Teile Mitteleuropas Festland. Im Potsdamer Gebiet entdeckte kalkhaltige Feinsande lassen hier für das darauf folgende Eozän die Küstenzone eines Flachmeeres vermuten. Im Oligozän nahm das Meer vollständig Besitz von Norddeutschland und verwandelte es in einen breiten Meeresarm. Bis Leipzig stand das Land unter Wasser. Im Potsdamer Raum lagerte das Meer so genannte Rupeltone und Septarientone ab. Versalzene Grundwasservorkommen sind ebenfalls ein Hinweis auf das einst alles bedeckende salzige Meereswasser. Im weiteren Verlauf des Oligozäns kühlten sich die Temperaturen drastisch ab, was zum Anwachsen der antarktischen Gletscher und zum Sinken des Meeresspiegels zwischen 30 m und 150 m führte. Über dem Rupelton gefundene Feinsande und Schluffe enthielten intensiv grüne Glaukonitkörnchen. Diese entstanden auf dem Meeresboden und werden als Beweis für eine \"marine Sedimentation in Küstennähe und damit einen Rückzug des oligozänen Meeres\" angesehen. Die obere Grenze des Oligozäns geben darüber liegende feine weiße Glimmersande an.


Neogen bis Holozän

Im Miozän, ältester Abschnitt des Neogen, bildeten sich in einer subtropischen Landschaft mit Flüssen und Seen ausgedehnte Moorgebiete aus. Aus diesen gingen Braunkohlenflöze hervor, die z. B. am Brauhausberg und in der Nutheniederung nachgewiesen wurden. Durch Erdbewegungen gerieten sie in Wechsellagerung mit den unter und über ihnen lagernden Sedimenten und sind somit nicht mehr in reiner Form nachweisbar, wie das in den Braunkohlegebieten der Lausitz und des Mitteldeutschen Indstriereviers der Fall ist.

Das Quartär ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte. Sein ältester Abschnitt, das Pleistozän, hinterließ die die Potsdamer Landschaft prägenden Oberflächenformen. Kalt- und Warmzeiten wechselten sich in dem vor 2,6 Millionen Jahren beginnenden und 9700 Jahre v. u. Z. endenden Pleistozän ab. Sein Ende markiert eine mehr als 100 000 Jahre dauernde Vereisung weiter Teile der Kontinente auf der Nordhablkugel der Erde. Diese letzte Kaltzeit erhielt regional unterschiedliche Bezeichnungen. Für Norddeutschland, wozu auch Potsdam gehört, und Skandinavien wird der Begriff Weichsel-Kaltzeit verwendet. In diese Zeit fällt der Übergang vom Pleistozän zum Holozän, dem jüngsten und bis heute andauernden Abschnitt des Quartärs. Mittlerer Abschnitt dieser Kaltzeit war das Weichsel-Hochglazial (57.700 v. u. Z.-13.000 v. u. Z.). In vier großen Phasen drängte das aus dem Norden kommende Eis in diesem Zeitraum vor. Im ersten Vorstoß, der Brandenburg-Phase (24.000 v. u. Z.-22.000 v u. Z.), erreichte es seine maximale Ausdehnung. Die südlich vom Glogau-Baruther Urstromtal und nordwärts bis zum Potsdamer Urstromtal folgende Linie wird auch als Brandenburger Eisrandlage bezeichnet. Eiswanderung und Stillstandszeiten wechselten sich ab. Während jeder längeren Stillstandslage bildete sich eine so genannte glaziale Serie. Im Idealfall bestand sie aus folgenden Elementen:

Eine sandige Grundmoräne der äußersten Eisrandlage entstand um Caputh, Michendorf und Wilhelmshorst. Die Hügelkette vom Brauhausberg über die Ravensberge bis zu den Saarmunder Bergen, die so genannte Saarmunder Endmoräne, war das Ergebnis einer zweiten Eisrandlage der Gletscher in der Zeit des Brandenburger Stadiums. Einer dritten Eisrandlage sind die ebenen Flächen des Nuthetales und des Stadtgebietes von Potsdam zu verdanken. Auch die Grundmoränen und die Endmoränen des Bornstedter Feldes, des Königswaldes und des Gebietes rund um den Wannsee unter Einschluss der Höhen von Babelsberg sind dieser Zeit zuzuordnen. Die beim Abschmelzen des Gletschereises entstandenen Wassermengen formten ein Tal, durch das heute die Nuthe und die Havel fließen. Das Stadtgebiet von Potsdam und die Parkanlagen von Sanssouci befinden sich in dem Talbereich, den die riesigen Wassermengen in einer Breite von mehreren Kilometern formten.


Forschungsstand und Darstellungsgeschichte

Offensichtlich die erste und damit die bislang älteste bekannte Arbeit zur Geologie des Potsdamer Gebietes entstand 1927. Über ihren Verfasser P. Wollstedt ist nichts bekannt.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges änderte sich diese Situation. Für die Zeit ab 1947 sind zahlreiche Publikationen nachweisbar. Eine Zusammenfassung des erreichten Forschungsstandes erfolgte 1969 in Band 15 der von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegebenen Reihe "Werte der Deutschen Heimat". Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme ist das Produkt einer von der Arbeitsstelle Dresden der Akademie betreuten Gruppe von Autoren. Der Potsdamer Geograph Dr. Gerhard Engelmann hatte sie für die Mitarbeit gewonnen und koordinierte die Arbeiten.

Das Themengebiet Geologie bearbeitete Horst Röpke und das Themengebiet Geomorphologie Dr. Hans-Joachim Franz, Institut für Geographie der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Anliegen der heimatkundlichen Bestandsaufnahme war die Verbindung von geologischen, morphologischen, hydrologischen, vegetationskundlichen, forstlichen, faunistischen und fischereikundlichen Beiträgen mit solchen ur- und frühgeschichtlicher, siedlungsgeographischer, ortsgeschichtlicher, kunstgeschichtlicher und namenkundlicher Art. Die Bestandsaufnahme wollte wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und durch die populär-wissenschaftliche Beschreibung der Ergebnissse eine breite Leserschaft erreichen.

Nachfolgende über Potsdam und seine Geschichte veröffentlichte Arbeiten gingen über das Niveau der 1969 veröffentlichten Forschungsergebnisse zu Geologie und Geomorphologie des Potsdamer Raumes nicht hinaus. Das Thema wurde nur ganz knapp am Rand behandelt. Beispiel:Potsdam ist in eine Landschaft eingebettet, der die beiden letzten Eiszeiten und die Abschmelzphasen das Gepräge gaben. Das breite Tal der Nuthe, der zwischen Spandau und Brandenburg in eine Seenkette aufgelöste Havellauf, die Wublitzrinne nördlich Potsdams, die Endmoränenzüge an der Südseite der Havelseen zwischen Potsdam und Ferch, die großen Sanderflächen bei Ferch und die lehmigen Grundmoränenflächen im sich nördlich anschließenden Gebiet etwa bei Glindow sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser landschaftsgestaltenden Kräfte.(Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort und Bild. Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Manfred Uhlemann und Otto Rückert, Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1986, S. 7)


Literaturübersicht (chronologisch)

  • Wollstedt, P.: Die Potsdamer Glaziallandschaft. Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Bd. 44, 1923, S. 172-176.
  • Karrenberg, H.: Der vortertiäre Untergrund von Berlin. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. 99, 1947, S. 215-248.
  • Behrmann, W.: Die Umgebung Berlins nach morphologischen Formengruppen betrachtet. Die Erde, Bd. 80, 1949/50, S. 93-122.
  • Bergmann, E.: Über den tieferen Untergrund Brandenburgs. In: Die Erde, Bd. 86, 1955, S. 21-44.
  • Röpke, Horst: Untergrund und Oberflächengestaltung des Potsdamer Stadtgebietes. Staatsexamensarbeit PH Potsdam 1955.
  • Scholz, Eberhard: Die Oberflächenformen der Potsdamer Landschaft. Begleitworte zum Entwurf eines Blockbildes. In: Märkische Heimat, Bd. 2, 1957, S. 394-399.
  • Solger, Friedrich: Vom Werden der Potsdamer Landschaft. In: Märkische Heimat, Bd. 2, 1957, S. 270-280.
  • Cepek, A.: Zum Pliozän in Brandenburg. In: Berichte der Geologischen Geselschaft der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 2/3, 1958, S. 158-170.
  • Diener, S.: Pleistozän südlich und südwestlich von Berlin. In: Exkursionsführer Brandenburg zur 7. Jahrestagung der Geologischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik 1960, S. 135 - 149.
  • Solger, Friedrich: Verlauf und Bildungsbedingungen der Endmoränen im Raume Brandenburg. In: Berichte der geologischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 5, 1960, S. 206-223.
  • Franz, Hans-Joachim: Morphogenese der Glaziallandschaft südlich von Potsdam. In. Geographische Berichte, H. 6, 1961, S. 214-231.
  • Franz, Hans-Joachim: Morphogenese der Jungmoränenlandschaft des westlichen Brandenburger Stadiums. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, math.-nat. Reihe, Bd. 7, 1962, S. 29-60.
  • Kölbel, F.: Das Prätertiär in Südbrandenburg. In: Geologie, Bd. 11, 1962, S. 1113-1132.
  • Engelmann, Gerhard (Bearb.): Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, Berlin (Akademie-Verlag) 1969, S. 3-7.
  • Weiße, Roland: Glaziale und periglaziale Strukturen der Grundmoränen bei Potsdam. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, math.-nat. Reihe, Bd. 29, 1985, S. 428-444.
  • Feiler, Manfred: Die Potsdamer Landschaft - Ein Ergebnis der Eiszeit. In: 1000 Jahre Potsdam. Blätter aus der Stadtgeschichte Teil I, Potsdam 1987, S. 8 u. 9.
  • Weiße, Roland: Genese und glaziärer Baustil der Potsdamer Seenlandschaft. In: Petermann Geographische Mitteilungen, Bd. 135, 1991, S. 39-47.
  • Weiße, Roland: Glazialmorphologie und geoökologische Probleme des Potsdamer Raumes. In: Geographische Rundschau, Bd. 43, 1991, S. 590-596.