Anmerkungen (1795)

Aus Potsdam-Chronik
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Der Thurm der heiligen Geistkirche zu Potsdam ist so schadhaft geworden, dass sein Abbruch nothwendig erscheint. Trotz seiner durch die Zeit der Erbauung im Jahre 1728 erklärten zopfigen Gestaltung bildet er doch einen sehr wesentlichen und interessanten Theil in dem Gesammtbilde der Stadt, der als solcher schwer vermisst werden würde, und für welchen moderne, in gewissem Sinne stilgerechtere Thurmformen, wie z. B. die neue katholische Kirche sie zeigt, doch keinen Ersatz zu bieten im Stande sind. Seine Erhaltung oder sein Wiederaufbau erscheinen aus diesem Grunde als höchst wünschenswerth. Der Turm ist im Ganzen 280´ hoch, davon sind 112´ massiv, die übrigen 168´, Säulenreihen, Kuppeln und Gallerie, in Holz mit Blech und Bleiplatten-Bekleidung konstruirt. Er ist schon mehrmals höchst reparaturbedürftig gewesen und wurde zuletzt 1795 durch den Zimmermeister Kneib in origineller Weise wiederhergesetllt. Die Schwellen, welche für den hölzernen Aufbau über dem Mauerwerk das Auflager bildeten, waren so angefault, dass die Spitze bereits um 15 Zoll aus dem Loth stand. Der Zimmermeister stützte dieselbe provisorisch auf Hebel und Schrauben und wechselte die Schwellen auf diese Weise unter derselben aus, so dass nach Lösung der Schrauben der Thurm wieder völlig lothrecht auf den neuen Unterlagen stand.

Deutsche Bauzeitung, Nr. 31/1869, S. 375 f.