16.Jahrhundert

Aus Potsdam-Chronik
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Die Geschichte Potsdams im 16. Jahrhundert wurde in einer eigenständigen Publikation bislang nicht behandelt. Dokumente bzw. Aussagen dazu finden sich aber bei folgenden Autoren und in folgenden Publikationen.


1838

Mit der Veröffentlichung des 1. Bandes des von Adolf Friedrich Riedel erstellten und herausgegebenen Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonst. Quellen f. d. Geschichte d. Mark Brandenburg u. ihrer Regenten veränderte sich die materialmäßige Grundlage für die Darstellung der Geschichte der Mark Brandenburg, ihrer Städte, Orte und Dörfer. Nunmehr stand ein großer Schatz von Dokumenten zur Verfügung, den es in Form von Publikationen zu verwerten galt bzw. mit denen man sich auseinandersetzen konnte, um vielleicht dadurch weiterführende Dokumente zu finden.


Riedel, Adolf Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonst. Quellen f. d. Geschichte d. Mark Brandenburg u. ihrer Regenten, Berlin (Morin) 1838-1868. - 41 Bde.



1841

August Brass veröffentlichte 1841 seine Chronik von Berlin, Potsdam und Charlottenburg, vom Entstehen dieser Städte bis auf die neuesten Zeiten. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben sollte sie sein. In seinem Vorwort teilte er aber mit, dass sich diese Chronik vorwiegend mit Berlin befasse. Dennoch befasst er sich darin auch mit den Anfängen der Geschichte Potsdams. Unter V. Historische Notiz über Potsdam von Entstehung dieser Stadt bis zum Tode des Königs Friedrich I. (1713.) auf den Seiten 129 bis 144.

Für das 16. Jahrhundert erwähnt er zur Geschichte Potsdams lediglich ein Ereignis. 1559: Die Stadt ist gänzlich abgebrannt. Weder das Rathaus noch die Kirche wurden gerettet, nur die Häuser auf dem Kiez blieben verschont. (S. 140) Vermutlich meinte er den Stadtbrand von 1550.


Brass, August: Chronik von Berlin, Potsdam und Charlottenburg, vom Entstehen dieser Städte bis auf die neuesten Zeiten. Nach den besten Quellen bearbeitet von August Brass. Mit Stahlstichen in Aqua Tinta von J. Hausheer, nach Originalzeichnungen von Henning, Loeillot und Schroeder, Berlin (C. F. Kecht) 1841. Friedrichstraße Nr. 198

Publiziert als: Chronik von Berlin, Potsdam und Charlottenburg, von der Entstehung dieser Städte bis auf die neuesten Zeiten. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben von August Brass, Berlin (Verlag von A. Hübenthal und Comp) 1843


Standort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam 75/20844 q


1844

Eduard Freyhoff befasst sich in zwei Kapiteln seiner Geschichte der Stadt Potsdam von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Nebst einem Anhange, enthaltend: Topographie der Stadt und ihrer Umgebungen mit einem Zeitraum, der auch das 16. Jahrhundert einschliesst. Von 1417 bis zum großen Stadtbrand von 1550 geht es in dem einen Kapitel (S. 61 bis 96) und vom großen Stadtbrand 1550 "bis auf die Gegenwart" in dem anderen (S. 97 bis 284).

Von Churfürst Friedrich I. bis auf den Brand 1550.

S. 61 bis 96 Von dem Regierungsantritt Friedrich I. aus dem Hause Hohenzollern (1417) bis auf den großen Brand 1550.

Die in Armuth und Elend versunkene Mark wird von Friedrich wieder emporgehoben; das erloschene Leben erwacht auf`s Neue; das verwüstete Land wird nun ein blühendes und gesegnetes, und auch unsere Vaterstadt nimmt unter den übrigen Städten eine hervorragende Stelle ein.


2) Von dem Brande bis auf die Gegenwart.

S. 97 bis 284 Vom großen Brande 1550 bis auf die Gegenwart.

Potsdams Ruinen verschwinden und eine neue Stadt tritt an die Stelle der alten. Nach zwei Jahrhunderten ist unsere Vaterstadt die Residenz eines Königs, der Lieblingsaufenthalt Friedrichs des Einzigen, des größten Mannes seiner Zeit. – Inmitten paradiesischer Umgebungen wird Potsdam eine der schönsten Städte Europa`s.


Freyhoff, Eduard: Geschichte der Stadt Potsdam von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Nebst einem Anhange, enthaltend: Topographie der Stadt und ihrer Umgebungen. Herausgegeben von Eduard Freyhoff, Potsdam (Gedruckt und haben beim Verfasser) 1844

Standort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam 80/52132


1858

Der Berliner Stadtarchivar Johann Carl Ernst Fidicin war der erste Historiker, der die von Riedel veröffentlichten Quellen nicht in interpretierter Form literarisch verwertete, sondern sich wissenschaftlich mit ihnen auseinandersetzte. In seiner Arbeit Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben als Fortsetzung des Landbuchs Kaiser Karl`s IV. bearbeitet von E. Fidicin (Stadtarchivar). Theil II., I. Die Stadt und Insel Potsdam befasst er sich sehr ausführlich mit den historischen Ereignissen des 16. Jahrhunderts in Potsdam und unternimmt als erster einen ausführlichen Rekonstruktionsversuch der Situation in Potsdam.


Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben als Fortsetzung des Landbuchs Kaiser Karl`s IV. bearbeitet von E. Fidicin (Stadtarchivar). Theil II., I. Die Stadt und Insel Potsdam., II. Der Ober-Barnimsche Kreis. Mit Karten, Berlin (Verlag von J. Guttentag) 1858

Geschichte der Stadt und Insel Potsdam von E. Fidicin (Stadtarchivar). Mit Karten, Berlin (Verlag von J. Guttentag) 1858

Standort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam 80/052130 bzw. 47/5490b q


1888

Genau 30 Jahre nach dem Erscheinen der Geschichte Potsdams von Ernst Fidicin kommt das Buch Potsdam und Sanssouci. Forschungen und Quellen zur Geschichte von Burg, Stadt und Park des Historikers und Archivars Georg Sello heraus.

Im Vorwort zu seiner von den Quellen her sehr umfangreichen und von der Interpretation derselben her äußerst soliden Arbeit schreibt Georg Sello:

Kronprinz Friedrich Wilhelm ertheilte vor 10 Jahren dem Unterzeichneten den ehrenvollen Auftrag, eine Denkschrift über die Veränderungen des Parks von Sanssouci rücksichtlich seiner gärtnerischen Anlagen und seines statuarischen Schmuckes von den Tagen König Friedrichs d. Gr. herab bis auf die Neuzeit auszuarbeiten. Frisch wurde das Werk begonnen und rasch zu Ende geführt – spornte doch das in der Übertragung der Aufgabe ausgedrückte höchste Vertrauen zu regstem Eifer an. Daneben bewegte noch ein besonderes persönliches Interesse zur Sache den Verfasser, der, in Sans-Souci geboren und erzogen, Zeuge geworden eines großen Theils der neueren und neuesten Veränderungen und Neu-Schöpfungen im Park, welche mit dem ursprünglichen Zustande zu vergleichen einen eigenartigen Reiz gewährte; und der einer Familie entstammt, welche stolz darauf ist, seit bald 150 Jahren Preußens Königen in ununterbrochener Aufeinanderfolge von Vater auf Sohn als Sans-Souci-Gärtner haben dienen zu dürfen." Die vollendete Arbeit regte zu weiteren Studien an. Die Betrachtung dessen, was König Friedrich der Große für sein Sans-Souci gethan, lenkte den Blick auch auf das Städtchen Potsdam, welches sein wunderbares Aufblühen ebenfalls dem Großen Könige und dessen Vorgängern auf dem Throne verdankt, und jedem Preußen als Lieblingsaufenthalt, als Geburts- und Sterbeort, als Grabstätte so vieler Preußenkönige theuer ist."

Louis Schneider hat das eine unbestreitbare Verdienst, die Erschließung der Quellen zur Geschichte Potsdams mit rastlosem Eifer betrieben zu haben.

Die von dort empfangenen Anregungen, der Umstand, dass der Verfasser während zweijähriger Beschäftigung am Geheimen Staatsarchiv in Berlin, durch die liberale Zugänglichmachung des Potsdamer Stadtarchivs und wichtiger Archivalien des Nicolai-Pfarrarchivs, unmittelbar aus Quellen schöpfen konnte, deren Benutzung in den älteren geschichtlichen Arbeiten über Potsdam mehr und mehr als eine unvollkommene sich herausstellte, führten anfangs zu fleißigem Sammeln, dann zu dem Entschluß, das Gesammelte darstellend zu verarbeiten.

Dem Verfasser war es dabei nicht darum zu thun, eine Geschichte Potsdams in jener umständlichen Weise zu schreiben, welche alle Communaleinrichtungen vom Stadtoberhaupt bis zum Nachtwächter mit derselben Wichtigkeit behandelt, alle baulichen Vorkommnisse, vom stolzen Kirchenbau bis zur Bewilligung einer Straßenlaterne mit gleichem Ernste verzeichnet, alle Ziegelsteine auf den Dächern, alle Pflastersteine auf den Gassen zählt, und in jeden Kochtopf guckt. Abgesehen davon, dass die Mikrologie so umfassender Zusammenstellungen bis auf die Neuzeit herunter kaum nach dem Geschmacke etwaiger Leser gewesen sein würde, hätte er seinen Studien eine bisher ihnen fremde Richtung geben müssen. Das Verzeichnen jeder einzelnen erreichbaren Actennotiz nicht um ihres Werthes willen, sondern nur der Vollständigkeit halber, die Entwicklung des modernen Potsdam seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts willig anderen Chronisten überlassend, hat der Verfasser sich darauf beschränkt, das Material vornehmlich für eine Schilderung der inneren Zustände älterer Zeit zu sammeln, und glaubt dies annähernd vollständig erreicht zu haben. Stets ist er unmittelbar aus den Quellen selbst zu schöpfen bemüht gewesen; nur hinsichtlich verschiedener Urkunden des Kirchenarchivs, sowie der älteren Stadt- und Kirchenrechnungen ist ihm dies unmöglich gewesen. Dieselben scheinen verloren; jene hat Gerlach noch gekannt; diese haben dem Verfasser einer im Anfang unseres Jahrhunderts zusammengestellten, im Besitz des Kgl. Hofmarschallamtes befindlichen handschriftlichen Chronik von Potsdam vorgelegen, und sind in den für den Potsdamer Geschichtsverein daraus gefertigten Auszügen benutzt worden. Daß daneben Riedels Brandenburgische Urkundensammlung und die acht Quartbände der Publikationen des Potsdamer Geschichtsvereins nöthigenfalls zu Rathe gezogen wurden, ist selbstverständlich. Über die sonstigen gedruckten Quellen geben die bibliographischen Beiträge im Anhange zum 2. Theil hinreichende Auskunft.

Nicht eine Geschichte seiner Vaterstadt will der Verfasser also geben, sondern nur ein, auf erneutem eingehendem Quellenstudium beruhendes, doch in Quellenmäßigkeit nicht erstickendes Städtebild aus der Zeit bis etwa gegen Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts, eine Periode, welche, mit Ausnahme der hohen Politik des Großen Kurfürsten, von der neueren brandenburgischen Geschichtforschung und Geschichtschreibung leider zu wenig berücksichtigt wird. Mit diesem Abschnitt ist der Schlossbau, der springende Punkt in der Weiterentwickelung des zuletzt jammervoll verkümmerten Stadtwesens, im Wesentlichen vollendet, die Stadt selbst aber zu einem fast willenlosen Annex des kurfürstlichen Amtes herabgesunken. Ihre Rehabilitirung unter König Friedrich Wilhelm I., ihre Baugeschichte unter diesem Herrscher und seinem größeren Sohne, ihre spätere überraschende Entfaltung in den Bahnen einer modernen Normalstadt sind anderwärts oft und ausführlich genug beschrieben worden, und entbehren, so wichtig sie zweifelsohne an sich sind, des Reizes, welchen die Aufhellung jener so vielfach in Dunkel und Ungewissheit gehüllten Jugendperiode ihrer städtischen Selbständigkeit bietet. So klein und unbedeutend Potsdam damals war, so bleibt die Forschung in dieser Richtung doch durchaus nicht ergebnißlos. Eingehendere Betrachtung der älteren Zustände unserer Stadt, ihres inneren Lebens, fördert manch schätzbaren Beitrag für die Culturgeschichte überhaupt, wie für die Entwickelungsgeschichte des märkischen Städte-wesens im Besondern zu Tage, dessen Werth nicht blos darin liegt, dass er ein noch fehlendes Glied in die Kette der Gesammtdarstellung einfügt. Die Stadtverfassung und Stadtverwaltung, das Ringen des Magistrats mit dem kurfürstlichen Amt um die Erhaltung der alten Immediat-Freiheit, das Sturmlaufen der Bürgerschaft gegen die altväterische Rathsordnung, das Justizwesen und das patriarchalische Eingreifen der Stadtväter in dasselbe; das allmälige Anwachsen der Stadt, die Bevölkerungsbewegung, Handels- und Gewerbeverhältnisse, das reich ausgebildete Innungswesen, die Wehrhaftigkeit der Bürger, der Zusammenbruch ihres bescheidenen Wohlstandes im dreißigjährigen Kriege – das sind Dinge, deren actenmäßige Darstellung nicht blos dem Stadtkinde Theilnahme einzuflößen im Stande sind, sondern auch in umfassenderer Perspective betrachtet des Lehrreichen genug aufzuweisen haben."

Gehoben wird das Interesse an der Stadt durch die mit ihr eng verbundene Geschichte der alten Burg, des nachmaligen Stadtschlosses, welche früh nähere Beziehungen zu den Landesherren vermittelte. Bis in das 14. Jahrhundert lassen sich die baulichen Einzelheiten derselben zurückverfolgen; über die Bauten des 16. Jahrhunderts, vornehmlich über die streitige Fortificationsanlage Kurfürst Joachims I. und das Haus der Kurfürstin Katharina, über Aussehen und Einrichtung des Schlosses im 17. Jahrhundert, über seinen Verfall im Laufe des dreißigjährigen Krieges liegen ausführliche Nachrichten, welche sachgemäß benutzt, ein anschaulicheres Entwickelungsbild liefern, als wir es von manch anderm kurfürstlichen Schloß besitzen. An den Neubau unter dem Großen Kurfürsten knüpfen sich auch die ersten größeren Gartenanlagen, welche um deswegen eine besondere Berücksichtigung verdienen, als sie den Ausgangspunkt der gärtnerischen Schöpfungen bilden, welche nachmals Potsdam berühmt gemacht haben.

Die Schicksale der Stadt von den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ab sind aus den oben entwickelten Gründen nur flüchtig gestreift worden, um daran die Schilderung des Parkes von Sans-Souci, seiner Entstehung, seiner Gestaltung unter seinem Schöpfer und seiner Veränderungen bis zu deren principiellem Abschluß durch Lenné zu knüpfen. Es beruht dieser Abschnitt vornehmlich auf der zu Eingang erwähnten Denkschrift für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm; jedoch ist erst nach deren Abfassung das hier benutzte wertvolle, an Originalen, Actenabschriften und Auszügen reiche Material des literarischen Nachlasses des Oberbauraths und Gartendirectors J. G. Schulze, Lennés Vorgängers, zugänglich geworden. Schulzes Tochter Caroline, vor wenigen Jahren hochbetagt und erblindet gestorben, hat diesen Schatz treulich gehütet, und selbst versucht ihn schriftstellerisch zu verwerthen. Einiges davon ist in den Mittheilungen des Potsdamer Geschichtsvereins gedruckt, von anderm liegen abgeschlossene Manuscripte vor, darunter ihr Stolz, ein dicker Quartband mit dem Titel „Geschichte der Verwaltung der Kgl. Gärten unter der Regierung Friedrich d. Gr. bis zum Jahre 1828“. Einen selbständigen Werth können diese Ausarbeitungen der alten Dame nicht beanspruchen, nur dass sie Zeugniß ablegen für ihren Fleiß, ihre Pietät für das alte Sans-Souci, und ihre grenzenlose Liebe zu ihrem vielfach verleumdeten, ehrlichen, pedantischen Vater. Sie geben außer persönlichen, allgemeineren Interesses entbehrenden Erlebnissen nur in uner-müdlicher Wiederholung den Inhalt der Acten des Nachlasses. Für deren Aufbewahrung aber hat die treue Wächterin derselben den Dank aller Sans-Souci-Freunde noch über ihr Grab hinaus sich erworben.

Den Anhang bildet eine im Jahre 1885 in dem Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung veröffentlichte Untersuchung über die Schildhornsage, welche hier, mit einer, durch die neuerdings dagegen gerichtete Polemik veranlassten Schlussbemerkung vermehrt, wiederholt wird, weil die vorgebliche Sage von Jaczos Besiegung auf dem Potsdamer Werder, seiner Flucht durch die Havel beim Schildhorn und seiner sich daran anknüpfenden Bekehrung zu den geschätzten Inventarienstücken Potsdamscher Vergangenheit gehört.

Als zweiter Theil schließen sich die Urkunden und Aktenstücke an, welche die Quellen für die Darstellung des ersten Theils, soweit dieselben nicht der gedruckten Literatur entstammen, enthalten, dann aber auch Neues, Eigenartiges bieten, welches dort nicht in den Kreis der Erörterung gezogen wurde; der Verfasser empfiehlt sie daher besonderer Beachtung. Sie geben meistens bisher Ungedrucktes; wo bereits gedruckte Urkunden wiederholt wurden., geschah dies auf Grund erneuter, berichtigender Textvergleichung, oder weil die gedruckte Quelle selbst selten und schwer zugänglich ist. Ein besonderes Gewicht glaubt der Verfasser auf die wörtliche Mittheilung – nur hier und da haben bei unwesentlichen Dingen Kürzungen stattgefunden, die stets sorgfältig angezeigt sind – einiger größerer Nummern legen zu sollen, da dieselben erst so ihre volle Bedeutung für die Communal-, insbesondere aber für die Wirthschaftsgeschichte der Markt entfalten. Es sind dies die Kämmereirechnung von 1571/72 (Nr. 22) – die einzige ältere, welche noch zu Rathhause vorhanden ist –, das Erbregister von 1589 (Nr. 26), die „Historica“ und andere geschichtlich interessante Eintragungen des ältesten Kirchenbuches von 1602 ab (Nr. 31), das Amtsinventar von 1611 (Nr. 33), das Amtsbreviar von 1700 (Nr. 53). Aehnlich verhält es sich mit den im Wortlaut mitgetheilten Berichten des Kriegsraths Richter, Mangers und Schulzes zur Geschichte von Sans-Souci. Dieselben geben ein klareres Bild von dem alten Park, von seiner Verwaltung und den dabei betheiligten Per-sonen, als es der sorgfältigste Auszug vermöchte. Auch einige Momente aus der neueren Ge-schichte der Stadt, welche im Text nicht berücksichtigt wurde, werden in unserer Urkundensammlung berührt; wir nennen besonders die Schulzeschen Berichte über den Besuch Napoleons und die letzte Anwesenheit der Franzosen in Potsdam, die Vorbereitungen zum Empfang der siegreichen Truppen im Jahre 1815 u. A. m.

Ein Uebelstand ist es, dass bei den Abdrücken der Urkunden des 16. und 17. Jh., welche auf zu sehr verschiedenen Zeiten gefertigten Abschriften beruhen, nicht überall die heut dafür mit Recht gebräuchlich gewordene vereinfachte Rechtschreibung durchgeführt werden konnte. Es hat dies seinen Grund in den besonderen, hier nicht zu erörternden Schicksalen des Manuscripts, welche die beabsichtigte Überarbeitung vor dem Drucke unmöglich machten. Man wolle diese formale Ungleichmäßigkeit, welche den inneren Gehalt der Urkunden nicht beeinträchtigt, daher freundlichst entschuldigen.

Dem zweiten Theil angehängt sind der Versuch einer Potsdamer Bibliographie, eine Zusammenstellung von Karten, Plänen und Grundrissen und eine Uebersicht vornehmlich der älteren Ansichten von Potsdam und Umgegend. Mußte auch darauf verzichtet werden, absolute Vollständigkeit zu erzielen, da es hierorts an manchem dazu nöthigen literarischen Hilfsmittel gebricht, so gewährt doch das Gebotene eine Anschauung von der Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit der auf Potsdam bezüglichen Literatur, und möchte vielleicht manchem ein nützlicher Wegweiser sein.

Nothwendige Ergänzung des Buches sind die demselben beigefügten, nach Zeichnungen des Verfassers – mit Ausnahme des ältesten Stadtsiegels Taf. XI, 1, zu welchem der Holzschnitt in M. II,75 benutzt werden musste – ausgeführten 15 Tafeln. Urkundencharakter tragen unter denselben die nach über den Originalen gefertigten Durchzeichnungen in Originalgröße sorgfältigst reproducirten Blätter Taf. I, II, V, VII, VIII, IX, XIV. Der v. Schönowsche Doppelgrabstein, welcher mitsamt dem ganzen Dorfe Golm im Bergauschen Inventar fehlt, sowie das v. Gundlingsche Wappen in Bornstedt, welches dem gedachten Gewährsmann ebenfalls entgangen ist, werden als schmückende Beigabe willkommen sein, ebenso wie die zierliche, das Schloß des Großen Kurfürsten von der Stadtseite darstellende Vignette nach Begers Thesaurus Brandenburgicus auf dem Titelblatte, dessen Randleiste nach der Einfassung eines in der Kirche zu Golm befindlichen Grabsteines von 1617 entworfen wurde. Ausführliches Inhaltsverzeichniß über den ersten und zweiten Theil, und ein alphabetisches Sachregister werden die Benutzung des Buches nach Möglichkeit erleichtern.

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Nachdem der Verfasser so Rechenschaft gegeben über die Entstehung, Plan und Inhalt seiner Arbeit, bleibt ihm noch die angenehme Pflicht, allen denen ehrerbietigsten und verbindlichen Dank zu sagen, welche dieselbe durch Zugänglichmachung der Ihnen unterstellten Archive oder sonst wie befördert haben, dem Director der Staatsarchive, Geheimen Oberregierungsrath, Herrn Professor Dr. von Sybel, dem Oberbürgermeister von Potsdam Herrn Boie, dem Superintendenten Herr Petzhold zu Potsdam, dem Geheimen Archivrath und Staatsarchivar zu Magdeburg, Herrn G. A. von Mülverstedt, welcher aus dem reichen Schatz seiner Sammlungen wichtige Beiträge zur Liste der Amtshauptleute mitgetheilt hat, dem Lehrer Herrn H. Wagener zu Potsdam, dessen Verdienste um seine „Wanderungen“ Theodor Fontane rühmend erwähnt, und welcher die Benutzung der in seinem Gewahrsam befindlichen Sammlungen des Potsdamer Geschichtsverekins in entgegenkommender Weise vermittelte.

Das Erscheinen des Buches haben S. Exzellenz der Herr Cultusminister v. Gossler und der Magistrat der Stadt Potsdam durch Subscription auf eine größere Zahl von Exemplaren zu erleichtern die Gewogenheit gehabt, wofür ebenmäßig seinen gehorsamsten Dank abzustatten der Verfasser nicht verfehlt; der Conservator der Kunstdenkmäler, Director der Schloß-Bau-Commission, Ober-Hofbaurath, Herr Geheimer Regierungsrath Persius und Herr Geheimer Ober-Regierungsrath Althoff haben ihn durch nie versagten sachgemäßen Rath und hilfreiche That zum tiefsten Danke verpflichtet; ganz besondern Dank schuldet er aber auch seinem Verleger, der weder Mühe noch Kosten gescheut hat, um mit bewundernswerther Energie und Raschheit, mit dem liebenswürdigsten Eingehen auf die mannigfaltigsten Wünsche des Autors hinsichtlich der Herstellung und Ausstattung von Text und Abbildungen, ein Werk zu schaffen, von welchem der Verfasser nur wünschen kann, dass der Inhalt den Beifall finden möch-te, welchen der Ausstattung sicherlich Niemand versagen wird.



Sello, Georg: Potsdam und Sanssouci. Forschungen und Quellen zur Geschichte von Burg, Stadt und Park. Mit 15 Tafeln, Breslau (Druck und Verlag von G. Schottlaender) 1888

Standort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam 75/21836 a