Anmerkungen (April 1919)

Aus Potsdam-Chronik
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Über die Zukunft der königlichen Gärten in Potsdam sagt eine Mitteilung aus dem preußischen Finanz-Ministerium, daß der Park von Sanssouci von der vorläufigen Verwaltung des ehemals königlichen Besitzes nicht angetastet worden sei und hoffentlich mit seinem Pflanzen- und Blumenschmuck auch weiter werde unangetastet erhalten bleiben können. Vielleicht läßt sich sogar ermöglichen, die Orchideen-Sammlung weiterhin zu pflegen. Um jedoch die sehr großen finanziellen Lasten, die die Unterhaltung des Parkes mit sich bringt, einigermaßen zu erleichtern, mußten die Obst- und Gemüsezüchtereien nutzbar gemacht werden. Es ist natürlich sofort erwogen worden, ob man diese Gärtnereien nicht, wie in Versailles, in staatliche Regie nehmen oder der Stadt Potsdam zur kommunalen Verwaltung übergeben könne. Diese Pläne wurden jedoch fallen gelassen, denn abgesehen davon, daß in der Regel eine zentralisierte fiskalische oder kommunale Verwaltung auf diesem Gebiet unwirtschaftlicher arbeitet als eine Reihe von Einzelpersonen, wird durch abgabenfreie Großbetriebe für kleinere Existenzen fast immer eine erdrückende Konkurrenz geschaffen. Vor allem handelt es sich bei den abzustoßenden Ländereien nur um etwa 6 ha einzelne, verstreut am Rande des Parkes gelegene Grundstücke, die zur Einzelbewirtschaftung wie geschaffen sind. Da der Staat die Kontrolle über die wirtschaftliche Ausnutzung und ästhetische Gestaltung der an den Park grenzenden Grundstücke in der Hand behalten muß, konnte nur die Verpachtung, nicht die Veräußerung in Frage kommen. Zwei Grundstücke, vor allem die wertvollen Weinhäuser am Drachenberg, stehen noch zur Verfügung der Landwirtschaftlichen Hochschule, welche für ihre Zwecke Versuchsländereien und Gewächshäuser benötigt.

Deutsche Bauzeitung, Nr. 31/1919, S. 166 f.